Giallo Disco

Giallo Disco ist ein 2012 von den Produzenten Antoni Maiovvi und Gianni Vercetti Balopitas alias Vercetti Technicolor gegründetes Plattenlabel, das in London und Amsterdam ansässig ist.

Dass Maiovvi und Balopitas ihr eigenes Ding vor allem aus Frustration aus den Start brachten, das überrascht nicht unbedingt. Denn das Faible, dem sich die beiden Produzenten mit ihrer eigenen Musik widmen, ist doch eher unkonventionell: Ihre Disco-basierte Musik spielt mit der Ästhetik von italienischen Krimis (sogenannten Gialli) und B-Movie-Horrorfilmen, wie sie einst von Goblin mit Soundtracks versehen wurden. Klirrende, Synthie-lastige Musik mit viel Groove und einem Hang zum Dancefloor – dafür gab es neben dem extrem kurzlebigen Kompakt-Sublabel Fright kein Outlet. Sie mussten es also selber machen.

Ihre Liebe zu schrägen Filmen mit großartigen Soundtracks lassen Maiovvi und Balopitas auch auf den aufwändig gestalteten Covern aufleben. Dem hauseigenen Designer Eric Adrian vertrauen die beiden blind. »Er ist so ein Genie, dass wir ihm nur selten irgendwelchen Input geben müssen. Er bringt es jedes Mal auf den Punkt«, schwärmt Maiovvi über die farbenfrohen, von grellen Rot- und Grüntönen geprägten Sleeves des Grafikers. Ähnlich schrill klingt auch das, was Giallo Disco auf Vinyl pressen. Die beiden Produzenten nennen nicht ohne Grunde niederländische Labels wie Bunker, Crème Organisation und Clone als Inspiration für ihre Arbeit, sondern beziehen sich ebenso auf ihren eigenen Tracks auf House- und vor allem unterkühlte Electro-Grooves. Legowelt etwa steuerte zum erste Release – einer Split zwischen den Labelgründern – einen Remix bei und auch Produzenten wie Brassica oder sogar die britische Techno-Legende Neil Landstrumm finden sich hier mit für sie ungewöhnlichen Beiträgen wieder.

Als reine DJ-Tools für Dancefloor betrachten die beiden die Releases auf Giallo Disco nicht, vielmehr soll die Musik auch genauso von der Couch aus genießbar sein. »Sie sollten beides leisten können und deinen Kopf mit fantastischen Bildern füllen«, so Maiovvi. À propos: Wer sich bei Bildsprache sowie musikalisch bei der Filmwelt bedient, hat doch bestimmt auch cineastische Ambitionen? Die LP »Wild In Blue (Original Motion Picture Soundtrack)« lässt daran denken, doch Maiovvi wiegelt ab. »’Wild In Blue’ war tatsächlich ein gefakter Soundtrack, ähnlich wie Vercetti Technicolors ‘Black September’-LP«, heißt es. Die Musik zum Feature-Film »Baskin« von Volkan Akaalp indes wie auch eine einseitig bespielte 7″ mit Musik aus dem Film »Hangman« sind durchaus ebenso real wie die Musik zum griechischen Exploitation-Film »Island Of Death«, dessen Neuauflage Giallo Disco erstmals besorgte. Was die beiden Giallo Disco-Gründer aus Frustration begannen, das hat bisher ungeahnte Dimensionen angenommen. Auch das: beinahe unheimlich.