Wieso uns die Musik von Piero Umiliani noch heute elektrisiert
Porträt
Four Flies Records ist ein italienisches Plattenlabel mit Sitz in Rom, das 2015 von Pierpaolo De Sanctis gegründet wurde. Das Label widmet sich der wunderbaren Welt der Soundtracks obskurer italienischer Filme der späten 1960er und 1970er Jahre.
De Sanctis ist bei weitem nicht der einzige in diesem Metier – schließlich haben B-Movie-Scores und Library-Experimente von Künstlern wie Ennio Morricone, Piero Umiliani, Riz Ortilani oder Sandro Brugnolini in den letzten Jahren Hochkonjunktur. Was Four Flies jedoch von der Konkurrenz unterscheidet, ist eine große Leidenschaft nicht nur für die Musik, sondern auch für das Zelluloid dahinter: »Ich bin Cineast mit Hintergrund in Film Studies, arbeite als Kritiker und Berater für Festivals. Und ich drehe selbst Dokumentarfilme. So bin ich über meine Leidenschaft für italienische Filme zu den italienischen Soundtracks gekommen.«
In den 1990er Jahren begann De Sanctis, die obskuren Giallo-, Comedy-, Krimi- und Horrorfilme seiner Kindheit auf VHS zu sammeln und in den ersten Online-Foren mit Gleichgesinnten zu tauschen. Doch bei aller Liebe zum bewegten Bild ließen ihn die Soundtracks nicht los. »Was zum Teufel war das für eine Musik? Es war weder Pop noch Rock noch Jazz, es war von allem etwas. Sie war schräg, cool, verträumt. Sie hatte etwas Faszinierendes.« Zur gleichen Zeit begann das italienische Label Easy Tempo, die vergessenen Soundtracks auf CD wiederzuveröffentlichen. Für De Sanctis eine Offenbarung. »Endlich konnte ich die Namen der Komponisten (und der Musiker, die fast nie in den Credits erwähnt werden) lernen und recherchieren. Dank Easy Tempo fing ich auch an, Platten zu kaufen und nach Originalpressungen von Soundtracks zu suchen, die damals noch nicht so teuer waren wie heute«.
Fast 30 Releases später hat Four Flies alle erdenklichen Formate zwischen klassischem Album-Reissue und 7inch abgedeckt. Am liebsten veröffentlicht De Sanctis jedoch verschollene Filmmusiken von Masterbändern, die jahrelang nicht zugänglich waren. So erklärt er auch den Namen des Labels: »Der Name kommt von Dario Argentos drittem Film, Four Flies on Grey Velvet. Der Film war ein großer Erfolg und galt als einer seiner besten. Dennoch konnte man ihn jahrzehntelang nirgendwo sehen, weil es Probleme mit den Rechten gab. Auch für Cineasten war der Film extrem schwer zu finden, bis irgendwann jemand die Probleme löste und der Film endlich normal erscheinen konnte«. Für De Sanctis ein Gleichnis für vergessene Soundtracks, die Four Flies noch heute aus verstaubten Archiven retten kann. »Die Soundtrack-Szene ist riesig und grenzenlos, und ich weiß, dass es noch viel zu entdecken gibt, auch wenn es nach 40 oder 50 Jahren nicht einfacher wird.« (Text: Kristoffer Cornils)
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