New Record Labels #28 – Blue Tapes, Night Tide, Utopia
Porträt
Blues Tapes* ist ein 2012 von David McNamee gegründetes, britisches Plattenlabel aus Surbiton.
Manche Labels haben einen guten Start und nehmen ein böses Ende, Blue Tapes aber markierte für seinen Gründer das Ende einer langen und schwierigen Depression und einen Aufbruch in bessere Zeiten. _»Ich denke, es war hilfreich, dieses Hobby-Projekt zu haben«_, erinnert sich der ehemalige Musikjournalist. _»Es brachte mich dazu, nach draußen zu gehen und viel über Farben und Klänge nachzudenken. Etwas Kleines und Simples und Abstraktes nur für mich zu machen, war extrem dankbar.«_ Tatsächlich ist Blue Tapes nicht nur von seiner Motivation, sondern auch Kuration her ein sehr persönliches Projekt. Das stilistische Miteinander von atonalem Black Metal, reichen Drones und muffigen elektronischen Beats ergibt sich McNamee zufolge aus einem dreiteiligen Fragenkatalog. _»a) Ist das etwas, das die Leute schon mal gehört haben? b) Mag ich’s? und c) Werden andere es mögen?«_ Dabei gibt der Labelgründer allerdings freimütig zu, dass insbesondere der letzte Faktor am schwersten zu bestimmen ist. _»Aus Marketingsicht ist es ohne Frage ein Albtraum«_, lacht McNamee über sein Label.
Das hält den Briten nicht davon ab, teils extrem ungewöhnliche A&R-Methoden zu verfolgen. _»Für die frühen Releases hatte ich oftmals eine Art von Idee von dem, was ich veröffentlichen wollten – etwa ein A Capella-Death Metal-Album – und ging dann online, um jemanden zu finden, der das mit ein bisschen Überredungskunst und Einfallsreichtum für mich abliefern würde«_, erklärt er. Andere Artists wie etwa der Drone-Künstler Plains Druid, der Kikimora-Betreiber Unfollow oder die Post-Punk-Band Trupa Trupa rekrutierte McNamee über das Blog 20 Jazz Funk Greats, für das er hin und wieder schrieb. Widmete sich Blue Tapes anfangs noch dem Namen entsprechend Kassetten, wurde im Jahr 2014 mit X-Ray Records ein Vinyl-Ableger des Labels gegründet. _»Vor allem wollte ich eine eigene Kopie des Tashi Dorji-Albums auf durchsichtigem Vinyl haben. Also habe ich einen Bankkredit aufgenommen, um an eine zu kommen«_, heißt es trocken.
Zu der Platte des Gitarristen aus Bhutan gesellten sich nach und nach andere Beiträge von etwa dem Free Jazz-Saxofonisten Mats Gustafsson oder dem Elektroniker Benjamin Finger. Obwohl die durchsichtigen Platten zuerst gar nicht zu den blau-verwaschenen Designs der Tapes auf dem Mutterlabel passen zu scheinen, handelt es sich dabei doch in Dorjis Fall etwa um deren Negative. Das Artwork der Kassetten wird mittels der sogenannten Cyanotypie hergestellt, einem alten fotografischen Verfahren. _»Ich finde analoge Prozess wesentlich spannender als digitale, weshalb Kassetten und Cyanotpien für mich logische Partner sind«_, erklärt McNamee. Blue Tapes und sein Vinyl-Ableger sind deshalb vielleicht am ehesten als kuratiertes Kunstprojekt zu verstehen und weniger als Label. Ganz im Sinne des Betreibers: _»Es ist kein Geschäft, es macht kein Geld!«_ Dafür lohnt es sich für ihn auf andere Art.
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