Blue Hour

Blue Hour* ist ein 2013 von Luke Standing gegründetes, deutsches Plattenlabel aus Berlin.

Blue Hour ist aber auch das Pseudonym des britischen Producers und DJs, den es vor geraumer Zeit in die deutsche Bundeshauptstadt und angebliche Techno-Hauptstadt der Welt verschlagen hat. Vor Blue Hour – dem Label wie auch dem Alias – veröffentlichte Standing unter dem Namen Furesshu auf diversen Labels. Damit war nach dem Umzug nach Berlin Schluss. _»Ich wollte meine eigene Entscheidungen treffen und um meine Musik herum selbst etwas aufbauen«_, erklärt er seinen Schritt in die komplette Unabhängigkeit. _»Es anders zu nennen gab der Musik eine Identität in diesem Moment, bevor sich daraus ein gänzlich neues Projekt entwickelte.«_

Das hieß gerade am Anfang, dass auf Blue Hour auch nur Produktionen von Blue Hour erschien, weitschweifender Techno mit vielen Referenzen auf die Ambient-Szene der 1990er Jahre. Pumpende und dennoch im Kern melancholische Musik. Sie aber ohne Unterstützung von anderen herauszubringen, ist ein Unterfangen, das in einem schnelllebigen Genre wie diesem gewisse Risken birgt. _»Mit anderen Ideen auszutauschen, um ihre Meinung einzuholen ist schon okay«_, räumt Standing ein. _»Letztlich aber musst du an dich selbst und deine Urteilskraft glauben.«_ Das tut Standing und hat außer mit dem Fotografen Fredrik Altinell anfangs mit niemandem sonst zusammen gearbeitet. Sogar das Design stammte von ihm allein – kein Wunder, findet sich sein Name doch ebenso auf Platten von Labels wie Avian, Black Acre oder Metalheadz, für die er die Grafik übernahm. Dabei bedenkt er jedes Detail und trennt selbst auf den Platten, die etwa auf durchsichtigem Vinyl erschienen, die Tracks so voneinander ab, dass selbst im schummrigen Licht der DJ-Kanzel keine groben Fehler passieren.

Die Fotos von Altinell sollten allerdings nicht die einzigen Einflüsse von außen markieren. Auf der ersten Remix-EP von Blue Hour fand sich mit Answer Code Request, Marcelus und Steffi geballte Techno-Prominenz zusammen, der noch mehr von Neuinterpretationen von Mark Broom, Substance oder Pangaea folgten und im März 2017 erschien sogar eine gemeinsam mit dem Produzenten A-JX produzierte EP. _»Das Label zu öffnen ist eine Konsequenz meiner Gedanken und Ideen. Ich gehe die Dinge eher langsam an und nehme sie so, wie sie kommen«_, erklärt Standing. _»Ich hoffe mal, dass es mir erlauben wird, meinen Geschmack und Stil durchzusetzen während ich zugleich anderen eine Plattform bieten kann, ihre Musik mit der Welt zu teilen.«_ Wer erstmal die volle Kontrolle gewonnen hat, kann davon schließlich später ohne Verluste etwas abgeben.