
New Record Labels #29 – Arjunamusic, Flash Forward, Unknown Precept, Yerevan Tapes
Porträt
Arjunamusic ist ein 2012 vom Musiker Samuel Rohrer gegründetes, deutsches Plattenlabel aus Berlin. Er habe sein eigenes Label gründen wollen, weil er sich dadurch mehr Freiheit versprach, erklärt der Schweizer Drummer. Dann kam es ein bisschen anders und eigentlich nur rundum besser. »Alt eingespielte Rollen verteilen sich neu und man wird anders wahrgenommen«, erklärt Rohrer. »Meine Vorstellung dreht sich nicht mehr nur um eine Aufnahme, ein Album, es geht um ein grösseres zusammenhängendes Konzept, das ständig neue Ideen generiert.« Dreh- und Angelpunkt dieses Konzepts scheint auf den ersten Blick er selbst zu sein: Neben seinen Soloalbum wie zuletzt »Range Of Regularity« ist Rohrer auch auf jedem anderen Arjunamusic-Release zu hören. »Es ging mir erst mal darum, eigene Ideen in kurzer Frist umsetzen und diese umgehend veröffentlichen zu können«, erklärt Rohrer. Auch das aber soll sich ändern. Immer mit der Ruhe lautet vielleicht das implizite Motto von Arjunamusic, das offizielle hat sich Rohrer vom hinduistischen Mönchen Paramahamsa Hariharananda geliehen: »Be calmly active and actively calm. Remain compassionately detached.« Eine Philosophie, die sich auch durch die Musik zu ziehen scheint. Arjunamusic steht an der Grenze von elektronischer und akustischer Musik, rumpelndem Dub-Minimalismus und jazzigen, frei flottierenden Zwischentönen. Am bekanntesten aus dem bunten Roster ist wohl Ambiq, das gemeinsame Projekt Rohrers mit dem Klarinettisten Claudio Puntin und Max Loderbauer. »Das eine nährte das andere«, sagt Rohrer über das anfängliche Verhältnis von Label und Band, die gemeinsam mit dem Imprint wächst. »Erst mit dem zweiten Album haben auch wir unsere Idee besser konkretisieren können und das Umfeld hat angefangen zu verstehen, was wir damit meinen.« Kategorisierungsprobleme umgeht Rohrer selbst, indem er den Output des Labels auf drei grobe Serien aufteilt: Electronic, Acoustic und Extended. »Das unterteilt die Releases in Sparten, die eher auf den inhaltlichen und klanglichen Charakter der Musik hinweisen«_, erklärt er. Letztlich aber ginge es ihm genau darum, die Schnittmengen zwischen kammermusikalisch akustischer und improvisierter, experimenteller und elektronischer Musik hin zu Dance Music und Pop auszuloten. Dazu gehören unter anderem Remix-EPs, für die befreundete KünstlerInnen wie etwa Ricardo Villalobos oder Margaret Dygas das Ausgangsmaterial in Richtung Club bugsieren. Es wächst bei Arjunamusic alles so organisch und ruhig, wie die Musik von Projekten wie Ambiq in entspannten Verschiebungen vor sich hin pluckerrt. Selbst das Design gab Rohrer im Jahr 2016 an Ian Anderson von The Designers Republic ab. Er bleibt leidenschaftlich losgelöst von seinem Label. Ist das nicht die größte Freiheit überhaupt?