Die Zenker Brothers, namentlich Dario und Marco, haben in ihren Karrieren erreicht, wovon die meisten Producer nur träumen können: Das Halbbruderpaar betreibt mit Ilian Tape eines der gefragtesten Labels in der elektronischen Tanzmusik überhaupt, das Genre-Meilensteinen wie Skee Masks »Compro« ein Zuhause bot, legt auf dem ganzen Globus auf, wenn nicht gerade Pandemie ist, und – das wird hin und wieder vergessen – produziert und veröffentlicht selbst recht erfolgreich. Der neueste Streich heißt »Cosmic Transmission«, trägt mit seinem Namen der spirituellen Seite der Sprösslinge einer Künstlerfamilie Rechnung und wurde in Isolationsflucht im heimischen Münchner Studio zusammengebastelt. Zunächst klingt das noch nach einer typischen Lockdown-Platte, die handwerklich dennoch heraussticht. Der Opener »When Nothing Is Safe« kommt ohne Beats aus, umreißt mit Tiefgang das mulmige Schwebegefühl des weltweiten Stillstands. Drumming gibt’s ansonsten schon, wenngleich weit weniger funktional und Dancefloor-orientiert als gewohnt. Die meisten der anderen Tracktitel deuten eine Flucht ins Sphärische, in die Natur oder in die Spiritualität an. Das liest sich mitunter klischeebehaftet, funktioniert erzählerisch aber erstaunlich stringent. Wer ohne zenkereske Rupturen – die Brüder sind sicherlich nicht ganz unschuldig am unbeirrt andauernden Breakbeat-Revival – gar nicht auskommt, findet diese am ehesten in der unheilvollen Percussion-Walze »Divided Society«. Ansonsten ist vornehmlich – Ausnahmen bestätigen die Regel – eine ruhige Gangart angesagt. Scharfe Kanten reiben sich vergeblich an ausdauernden Bässen rund, das Kosmische dieser Platte liegt eindeutig im Subwoofer versteckt.
Cosmic Transmission