Review

Zanshin

In Any Case by Any Chance

Affine • 2022

Das neue Album von Zanshin ist wie ein Zen-Garten auf Acid – ungefilterte Einflüsse, absolute Durchlässigkeit, eine Reizüberflutung in vollkommener Harmonie. Zu viel Plattitüden? Chill deine Basis! Der Wiener Produzent, der Ende der 2000er als Hälfte von Ogris Debris zwischen Pratersauna und Panoramabar bekannt wurde, hat sich lange Zeit für seine Platte gelassen. Zehn Jahre ist die letzte her. Dazwischen hat Zanshin mit Label-Buddies wie Dorian Concept an Uraltsynthesizern rumgeschraubt, einen Gong auf den Grazer Schlossberg gehievt und sich in japanischer Kampfkunst ausgebildet. Auf Affine Records ist nun mit »In Any Case By Any Chance« sein zweites Album erschienen. Was es mit 16 Päpsten, einem Hirten und J.D. Salinger zu tun hat, warum er mit der neuen Platte dem Autechre-Effekt nahekommt und wieso sich Free-Jazz-affine Menschen damit leichter tun werden, hat Zanshin schon erklärt. Weshalb man sich prophylaktisch Ritalin-Tabletten einwerfen sollte, um der ADHS-Electronica zwischen All-time-Heroes wie Mark Pritchard und Squarepusher gerecht zu werden, erlauscht man auf zwölf Tracks. Wer sein ganzes Leben lang im Free-Jazz-Kellern verrauscht hat, vertauscht die Hälfte mit dem Nachmittagsprogramm von Bayern 2. Der Rest knattert in Clubs zur Peak-time – auf den USB-Sticks von DJs, die mit dem Vierviertelbums brechen und der Trance eine Chance geben!