Wäre Prince ein Internetkind gewesen und nie berühmt geworden, vielleicht hätte er dieses Album gemacht. »Serpent Music« klingt auf äußerst postmoderne Art und Weise nach lila Bluse mit Rüschen. Yves Tumor, wer ist der Mann mit dem Namen eines ätzenden Parfum Odeurs? Zuletzt war er mit Mykki Blanco auf dem Labelsampler für deren neugegründeten Label Dog Food Music vertreten, zuvor veröffentlichte er unter zahllosen Monikern zahllose Projekte. »Serpent Music« ist sein bisher ambitioniertestes Projekt. Sein Soul-Album. Es ist ein Rotten-Soul-Album geworden. Das Album öffnet schimmernd und sexy, und hält diesen Vibe auch, nach und nach aber kommt es runter und endet: way low. Auch (oder gerade?) bunte Vögel können rabenschwarze Seelen haben, die Vögel sind nicht, was sie scheinen. Wer den Inhalt der Dunkelheit verstehen will, muss hier aber erstmal mehr rote Samtvorhänge zur Seite streichen als Cooper in der Black Lodge. Zwischen ratternden Snares, wegglitschenden Schlangen-Synths und einem Kondensstreifen verzweifelter Hoffnung am Horizont flüstert einer: isolation. Albtraumhafte Lo-Fi Psychedelia, Ambient, der sich mit Händen und Füßen sträubt, ruhig zu sein, alles Mittel für einen Strudel abwärts. Auf dem letzten Song ist man angekommen: im Bette fiebernd unter Raben. Auf dem Styx schippert man dahin, paranoid und halluzinierend im eigenen Zimmer, aus einer Welt klingen Frauenstimmen. Unklar, ob sie Heil oder Unheil verkünden.
Serpent Music