In einer Reise durch Elemente und Materie nähert sich Yu Su dem sinnlichen Erleben der natürlichen Welt an. Die in Vancouver lebende Musikerin ließ sich von ihrem Besuch der Wüste in Ojai, Kalifornien, und ihrer Wahlheimat in British Columbia inspirieren, die dort aufzufindende Natur in Klang zu fassen – die »golden earth«, wie Yu Su sie nennt, die zentriert, stabilisiert, konserviert, nährt und Bezugspunkt für all Materie auf dem Planeten darstellt. Die gebürtige Chinesin taucht mit ihrer EP in die Landschaften ihrer Tracks ein und so wirkt es beim Titeltrack, der mal hier, mal da neue Klangelemente aufnimmt und sich im ständigen Wandel befindet, als würde sie sich vom Wasser treiben lassen hinein in unterschiedliche Strudel und Strömungen. Dann wechseln sich Perkussionen, die wie das Klirren von Muscheln in der Wellenbrandung klingen, mit sich drehenden Synth-Arpeggios und einer locker wabernden Flötenmelodie ab. »Pardon« hingegen lässt einen mit den langsam aufeinanderfolgenden Klavierakkorden, die nur von einem Hauch an Pads untermalt werden, an die beruhigende Schwere der Erde denken, in der nur noch ab und zu aufkommende klimpernde Synths an die Acht- oder Vielbeiner erinnern, die sich im Humus herumtreiben. Bei »Menta Y Menta« kommt eine Melodie auf, die so fröhlich-hüpfend daherkommt, wie man es an Stellen auch auf ihren 2021 erschienen Studioalbum »Yellow River Blue« hören konnte. »I Want An Earth« ist dezenter als ihr Debüt, bei dem die Kompositionen im Vergleich kantiger und voluminöser klangen. Aber nur im Vergleich – denn obwohl Yu Su von ihren dubbigen, rhythmus-fokussierten Produktionen ablässt zugunsten von atmosphärischem Ambient, gelingen ihr auch hier wieder die optimistisch-anmutenden und vor allem elegant akzentuierten Tracks, die so geschmeidig und schön ins Ohr gleiten.
I Want An Earth