»Barter 6« versagt als Album und das ist auch gut so. Denn anstatt sich mit gehobenen Ansprüchen zu ersticken, macht Young Thug hier nichts anderes als auf jedem anderen ignant ass mixtape track: Songs, die immer mehr gefreestylet denn geschrieben und dabei trotzdem aus einem Guss wirken. Von Young Thug ein Album-Album zu erwarten wäre, als würde man von einem Pavian erwarten, sich nicht in der Öffentlichkeit am Arsch zu kratzen. Doch das Wichtigste: Er erwartet es selbst nicht von sich. Young Thug ist hier Marisaner, hier darf er sein. Er leihert seinen Rapgesang über Beats von London On Da Track, Wheezy und Kip Hilson und es wirkt zu keinem Moment so, als jucke es ihn, dass er innerhalb zwei Jahren von einem ATL- zu einem weltweiten Phänomen geworden ist. Man stellt sich den obskuren Schlacks immer noch vor, wie er mächtig sediert und mit nichts als Tankstellen-Fraß im Bauch Melodien von einer lila Wolke empfängt. Und das, Thuggas so unverkrampftes Gefühl für Melodie, ist etwas, was noch wesentlich mehr Wertschätzung verdient. Klar, man denkt zuerst an diesen überzeichneten Charakter irgendwo zwischen Einhorn und Massenmörder, der mit seinen Outfits die Gender-Grenzen überschreitet und immer einen Schritt neben der Realität zu stehen und 3hunna Meilen über den Dingen zu schweben scheint. Aber vor allem hat Young Thug ein ganz feines, unverkennbares Gespür. Mal verfließen seine Worte zu einer dickflüssigen Substanz, dann rattert er hysterisch krächzend im Migos-FLow über die Takte, ganz Entenhausen stellt die Adlibs, und schafft damit es Abgeschlossenes. Auf »Barter 6« strahlt dieses Gespür noch stärker und pointierter als sonst. Young Thug hat Rap jetzt nicht unbedingt um ein Album bereichert, wohl aber mit den Songs auf »Barter 6« perfekt zusammengefasst, dass er die Kunstform Rap um eine weitere Facette reicher gemacht hat.
Ebow
FC Chaya
Garip Werkstätten