Yoshio Suzukis Album »Morning Picture« aus dem Jahr 1984 ist ein klassisches Semi-Ambient-Album aus einer für die japanische Umweltmusik fruchtbaren Zeit. Es wird nun verdientermaßen als Vinyl-Reissue wiederveröffentlicht und war eine scharfe Linkskurve für Suzuki, der zuvor vor allem als Straight-Ahead-Jazz-Bassist bekannt war. Hier spielt er eine Reihe von Synthesizern und entlockt ihnen verträumte Klanglandschaften und Stimmungen, die von minimalen Beats seiner Linn-Drum-Maschine unterstrichen werden. Letzteres Element hebt die Platte aus dem reinen Ambient-Territorium heraus. Suzukis klangliche Erkundungen auf »Morning Picture« lassen seine musikalischen Wurzeln nicht ganz hinter sich, denn er mischt Aspekte des europäischen Jazz mit seiner Ambient-Klangpalette.
Der Opener »Kane« kombiniert einen langsamen, wandernden Piano-Refrain mit einem subtilen Loop-Beat, während »September Walk« in sonnige, optimistische Gefilde vorstößt. Auf »The Bagel« beweist er sein feines Gespür für Sounds, wenn nachdenkliche Pianophrasen über radelnde, spannungsgeladene Synthesizerakkorde wandern. Für Fans von Ambient-Musik und europäischem Jazz ist »Morning Picture« ein Album, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Es könnte leicht übersehen werden, weil in den 1980er Jahren so viel gute Musik aus Japan kam. Das wäre aber schade, denn es handelt sich um eine vielschichtige und immer wieder faszinierende Veröffentlichung von Yoshio Suzuki.