Toll, was andere Leute so bei sich zu Hause rumliegen haben. Der japanische Saxofonist und Produzent Yasuaki Shimizu hat eigentlich eine stattliche Diskografie vorzuweisen, mit Musik zwischen Fusion-Wave-Pop (»Kakashi« 1982) und hochartifiziellen Sample-Jingles (»Music For Commercials«, 1987), in denen sich jüngere Entwicklungen wie das Laptop-Genre Vaporwave ankündigten. Mit Projekten wie The Saxophonettes lebte er mitunter zudem seine cheesy Seite aus. Trotzdem hat er nebenbei anscheinend auch einfach für sich und die heimische Schublade Musik gemacht. Und das mit beachtlichem Erfolg.
Sein jetzt erst erschienenes Album »Kiren« von 1984 ist ein wunderliches Mischgewebe aus New-Wave-Sample-Härte, scheinbar ortlosen Jazzgesten und minimalistischem Tribalismus-Workout. Repetition gerät bei ihm nicht zum reinen Selbstzweck, sondern dauert im Zweifel bloß so lange, wie eine Idee für ihn eben trägt. Die Assoziationen beim Hören reichen in allerlei Richtungen, seien an dieser Stelle aber unterschlagen, weil Yasuaki Shimizu sich in seinen privaten Exerzitien einen so eigenen Stil gestattet hat, dass man ihm den nicht durch Vergleiche kaputthauen sollte. Gut, Noch-nie-Dagewesenes ist ohnehin rar, gleichwohl ist die Wahrscheinlichkeit, sich »Kiren« anzuhören und mit »Kenn ich alles schon« beiseite zu tun, nicht übermäßig hoch. Und selbst wenn, dürfte das mutmaßliche Wiederhören allemal Freude machen.

Kiren