Review Dance

Xosar

The Possessor Possesses Nothing

Bedouin • 2019

Über die letzten fünf Jahre hat sich Sheela Rahman als Xosar einen Ruf als eine Art Succubus auf europäischen Tanzfluren erarbeitet und veröffentlichte bei L.I.E.S sowie Black Opal aber auch bei Rush Hour und Pinkman Während ihrer Sets brandschatzt die in Kalifornien geborene, in Den Haag, Süd-Holland ansässige Produzentin mal in obskuren Deep-House-Gefilden, mal bei spacigem Ambient und entstelltem Eurodance, mal in den Werkhallen von industriellem Endzeit-Techno. Zur Geltung bringt sie immer wieder einen extrem satten, vielfach gelayerten Sound, eingebettet in eine nahezu comichaft verzerrte SciFi-Pastiche. Da schwirren Reminiszenzen von Arthur C. Clarkes »Fountains Of Paradise« oder Jodorowskys »Dune« durch die Luft, bevor im nächsten Moment She-Ra (He-Mans weibliches Pendant) und Captain Future aufblitzen. »Irisierende Acid-Ästhetik als Comic-Karikatur mit Retrovibe« könnte als Kurzabriss auf dem Promo-Sticker stehen. Ihr privates Interesse für Taoismus, Astronomie und Biofeedback verbindet die studierte Neurologin hier konzeptionell ähnlich wie schon auf »Let Go« mit Psychologie und Psychonautik, lässt das alles jedoch bemerkenswert hörbar in ihren Stil einfließen. Eigentlich braucht es für den Beweis nicht mehr, als das majestätisch morphende »A Heart Encircled By A Serpent«, in dem die Form von atmosphärischem Fantasy Techno, der Xosar seit jeher hinterherjagt, bislang vielleicht am besten realisiert wurde. Was hier geschieht, klingt bereits als fliege man auf einem metallenen Drachen über die von Pilzsäulen gesprenkelten Wüsten des Mars. Ziemlich jenseitige Räume tun sich aber auch dann noch auf, wenn die Fantasie angesichts der im Hintergrund raunenden Vocals und Bässe zeitweise grillenhaft wegdriften muss. Tracks vom Kaliber eines »Vibration Acceleration« oder »Heaven’s Gate« pulsen dabei nonstop ominöse Melodien ins Ohr, andere wie „Pikachu Police State“ oder „Realm Ov Chaos“ wirken eher bizarr und brutal. »The Possessor Possesses Nothing« richtet sich aber thematisch laut Rahman selbst vor allem gegen Konformismus und Elitismus, gegen Ignoranz und Apathie in einer technokratischen Ära. Sofern diesbezüglich im Techno-Bereich überhaupt von einem emanzipatorischen Statement die Rede sein kann, ist das hier zumindest soundtechnisch gelungen.