Die Versprechen werden ja immer wilder: Neulich hat ein orangfarbener Mann das goldene Zeitalter verkündet, während um ihn herum – naja, lassen wir das. Tatsache ist: Zukunftsversprechen sind ein großes Thema, das ist ne Sache. Und während die Wahnsinnigen ihre kühnen Vorstellungen von der schönen neuen Welt durch die Gegend posaunen, fällt der Gegenseite nix ein.
Die Gegenseite hat: Den Sommer 2000. Deswegen hittet das Album mit eben diesem Titel, »Summer 2000« von X-Cetra, irgendwie auch so tragisch. Erstmal passiert hier natürlich total Naheliegendes: Ein totally auf Y2K getrimmtes musikalisches Produkt wird der Welt geschenkt, auf dem vier Girls, die alle nur einen Vornamen haben, bezahnspangt und schulterfrei, ihren naiven Pop vorlegen. Der Vortrag zugespitzt off-beat, die Stimmen konsequent noch nicht im Stimmbruch, den Instrumentals prangt ein Schmetterling über dem Arsch. Alles komplett auf Spice-Girls-Demo-Tapes getrimmt. Im »Fan-Pack« der Veröffentlichung wird konsequenterweise Nagellack mitgeliefert. Jo.
Zwei Dinge: Erstens ist das musikalisch einfach zu schwach, die halb-Melodien nerven nach 7,5 Minuten – das über ein paar CD-Rohlings hinaus zu vertreiben, mieft einfach sehr sehr hart nach Gimmick. Zweitens: Die Zweitausender-Karikatur, die hier vermarktet wird, kommt zum jetzigen Zeitpunkt vor allem schal; und selbst, wenn das Sehnsuchtsort für jemanden ist, wenn jemand DA HIN (out of all places) will, dann gibt es da Originale, die mehr bringen. Aber vergibt diese Review dich mehr als null Sterne, ein paar sogar. Denn, in seinen Glitzermomenten, das Album hat sie auf der B-Seite, bietet »Summer 2000« richtig was: »Wonderland« klingt, als hätte Mica Levi peak Lindsay Lohan produziert, das anschließende »Wasn’t There« ist das beste Kanye-Interlude der letzten zehn Jahre; das Outro klingt wie Joanne Robertson als broke Disney Princess. Das wollen wir natürlich, das brauchen wir dann doch.
Summer 2000 Black Vinyl Edition