Nachdem der Titeltrack ihres dritten Albums »Civilian« u.a. in der zweiten Staffel von »The Walking Dead« eingesetzt wurde, hätten es sich Wye Oak auch leicht machen und weiter ihren bereits ausformulierten Indierock frönen können – haben sie aber nicht. Stattdessen klingt »Shriek« nach einer völlig anderen Band, denn Jenn Wasners kräftige Gitarre wurde komplett gestrichen und durch Synthesizer ersetzt. Sie spielt nun stattdessen Bass und hat dadurch hörbar mehr Raum, die Möglichkeiten ihrer Stimme auszuloten. Ihr Gesang ist jedenfalls sehr viel variabler und im Mix auch präsenter als auf den Vorgängern. Zugleich muss ihr Mitstreiter Andy Stack nun nicht nur Drums, sondern eben auch die Melodieinstrumente bedienen, was live eine echte Herausforderung werden dürfte. Grund für diese vollkommene Umorientierung ist neben Wasners persönlicher Faszination für Elektro-Pop, dass »Shriek« nicht wie alle anderen Alben gemeinsam in Baltimore, Maryland entstand. Stattdessen haben sich beide nach Andy Stacks Umzug an die Westküste Songideen hin und her geschickt. Weniger organisch und mit mehr Studioarbeit verbunden klingt das Ergebnis, immer noch melancholisch und hymnisch, aber eben artifiziell und synthetisch. Und mal ehrlich: die Entscheidung einer Gitarrenband elektronisch zu arbeiten, ist mittlerweile lange nicht mehr neu und überraschend. Analog war besser.
Shriek