Der Kosmos um die Band Fenster bringt immer wieder Wundersames hervor. Vor nunmehr fünf Jahren erfreute deren Musiker Lucas Chantre die Welt mit seinem ersten Album als WORLD BRAIN, »Peer 2 Peer«. Von seiner »musique about wifi and luv«, wie er die Sache selbst beschreibt, war damit aber noch lange nicht genug. Das Warten hat endlich ein Ende, jetzt erscheint mit »Open Source« die zweite Langspielplatte des Weltgehirns, mutmaßlich benannt nach einem Buch von H. G. Wells aus dem Jahr 1937, in dem dieser eine öffentlich zugängliche Enzyklopädie vorschlug mit dem Ziel, die Zivilisation zu retten. Alles vor dem Internet und vor Wikipedia.
Ob Lucas Chantre auch die Zivilisation retten möchte, ist nicht ganz klar, doch macht er die Welt mit seiner Musik wieder ein kleines bisschen besser. Heimelektronik-Fieptöne und eine teils programmierte, teils von Hand eingespielte Yacht-Rock-Leichtigkeit gehen eine unwiderstehlich charmante Verbindung ein, mitunter auf Französisch gesungen, was diesen als offene Quelle gedachten Miniaturen bestens zu Gesicht steht. In den Melodien, die Halbtonumwege nicht freuen, kommen dabei Jazz und Chanson auf gewaltfreie Weise zusammen, um viel Herzraum für sich zu beanspruchen. Den man ihnen nur zu gern überlässt. Für die Zivilisation besteht noch Hoffnung.
Open Source