Diskursive Synthesizer und schnodderiger Diskurs: Winter 2 legen mit ihrem ersten selbstbetitelten Album genau das vor, was sich der Mensch des Jahres 2021 als aktuelle Version des Spex-Pop vorstellt. Das Hamburger Duo aus Maximilian Wittwer und Christoph Romahn hält auf »Winter 2« alles im Midtempo und in durchweg abgeklärter Atmosphäre. »Wer erteilte mir die Pflicht zum Lebensglück?«, lautet etwa die große Frage in »Sinn der Absurdität«, der jede neue Idee laut Winter 2 bestimmt. Es ist eine kalte Melancholie, ein verschobenes Verständnis für die Welt, die dieses Album bestimmt. Als ob Kraftwerk und Tocotronic ein gemeinsames Projekt gegründet hätten. Die Texte verrutschen jedoch nie zu reinen Slogans. Vielmehr fühlen sich Songs wie »Er trifft die jungen Kerle« wie zertrümmerte Geschichten an, für die der Band selbst die Worte fehlen. Vielmehr lösen die Texte auf »Winter 2« ein diffuses Gefühl des Verlorenseins aus. Der monochrome Sound tut sein Übriges. »Lass mich hinaus in den kalten Schnee«, fällt da als Zeile, während der Bass mäandert und die Synthesizer eine kitschige Melodie in den Äther schicken. Trotz der erwähnten Referenzen haben Winter 2 aber vor allem eine Sache, die sie von zahllosen anderen Bands unterscheidet: Sie haben bereits eine eigene Essenz, einen eigenen Stil. Inspiration ist hier drin, klar, aber eben kein einfaches Abkupfern, kein Nachspielen. Was manchmal zu künstlich, zu kalt, zu starr daherkommt, aber es ist eben auch einfach Pop für den Diskurs. Hier wird gedacht und nur verlegen getanzt. Ein Sound, um seine Gedanken darin zu verlieren.
Winter 2