»It hurts so bad.« Soul zeigt sich auf Willie Hutchs zweitem Album aus dem Jahre 1970 von seiner flotten, aber auch von seiner verletzten und seiner verletzlichen Seite. Vielen ist Willie Hutch eher bekannt durch seine Arbeit an den beiden Blaxploitation-Soundtracks von »The Mack« und »Foxy Brown«. Hier jedoch kommt er ganz gefühlvoll daher. Was macht man, wenn man sich in eine Frau verliebt? Was, wenn sie einen verletzt? Wie soll man diese Frauen überhaupt verstehen? Fragen, die das (Männer-)Herz bewegen. Camp geht es hier nicht zu. Zwar handelt es sich um eine MoTown-ReIssue doch – und das macht einen gehörigen Anteil an der Ausnahmestellung Hutchs aus – klingt ein großer Teil der Platte eher nach Memphis, nach Stax Records Eigentlich ist die Stimme zu sauer, zu reibeisig und die Bläsersätze sind zu druckvoll für Detroit. Doch der Deep Soul kommt nicht zu kurz. Genügend Schmacht und Schmalz für mehrere Platten und nicht nur zwei Vinyl-Seiten bekommt man zielsicher geliefert. So findet man hier Sam Cooke der mit Otis Redding trinken geht; manchmal auch Marvin Gaye, der mit Sam & Dave tanzen geht. Willie Hutch, obwohl heute weitestgehend unter dem Radar fliegend, war nicht ohne Grund eine der Stützen des MoTowns. Und Berry Gordy tat gut daran, diese Perle des Souls zu halten. Viel deeper als bei Willie Hutch geht’s kaum. Und »Seasons For Love« ist vielleicht das schönste, das tiefste, das verletztlichste Zeugnis der Soul-Ära der jungen 1970er Jahre.
Season For Love