New-York-Rap-Alben mit schleifenden Loops und dicht gestaffelten, genuschelten Reimen gehören für Hip-Hop-Fans zur Grundversorgung, Wikis »Half God« war derer im vergangenen Jahr das Beste. Rechtzeitig, noch vor Abtauen des letzten Schnees im Allgäu, ist jetzt die Vinyl-Version erschienen. Acht Jahre sind vergangen, seitdem Wiki als Teil von Ratking noch vor allem bei einem Publikum landete, das sich auf Indie-Discos Chlamydien holte und im Wartezimmer, die Beine eng übereinandergeschlagen, nach vorne gebeugt Pitchfork las. Auf »Half God« ist das Hipster-tum längst tot, die Stadt halt trotzdem durch-gentrifiziert. Das Tolle: Das Album klingt nach Bodega, reflektiert den Latte Machiatto aber mit – das »rotten« im Apple hat anno 2022 an weiteren Dimensionen dazu verloren. »Half God« ist für die Alchemist-, die Roc Marciano und Sweatshirt-Fans: Schnoddrige, aus tief unter dem Puffer-Jacket vorgetragene Raps, bei denen man zuerst wegen der Technik mit den Ohren schlackert, bevor im zweiten Durchgang der komplette Kopf durchgeschüttelt wird ob der Introspektionsdichte der Lyrics. Wer Scheiß nicht mag und nicht gerne rausgeht, bekommt hier das Album zur Stimmung.
Half God