Review Rock

What Are People For?

What Are People For?

Alien Transistor • 2022

Tja, wofür sind Menschen da und zu was sind sie nütze? Um einander zu helfen oder zu unterdrücken? Um die Welt zu einem besseren oder schlechteren Ort zu machen? Sind sie einzigartige Wesen oder doch nur austauschbare Wegwerfprodukte? Genau diesen großen Fragen geht das Duo aus der Künstlerin Anna McCarthy und der Produzentin Manuela Rzytki mit ihrer passend betitelten Zusammenarbeit nach. McCarthy ist dabei für die poetischen, politischen und richtig witzigen Lyrics zuständig, während sich Rzytki um den musikalischen Wumms dahinter kümmert. Stampfende Beats, analoge Loops, energiegeladene Hooks und sogar die ein oder andere »echte« Melodie machen bittere Themen aus dem gesellschaftlichen Untergrund (Gewalt, politische Ideologien, Paranoia, …) unterhaltsam und tanzbar. Das Album klingt als ob Chicks On Speed in der UK-Garage/Grime-Szene sozialisiert worden wären oder als ob Kae Tempest ihre präzisen Raps über analoge Techno-Backing-Tracks legen würde; das alles garniert mit der richtigen Punk-Attitüde und versehen mit einer Prise Throbbing Gristle. Die neun Tracks sind vielschichtig und im besten Sinn all over the place: »73« ist eine Collage aus Unterhaltungsfetzen und Situationen, die McCarthy in der Londoner Buslinie 73 aufgeschnappt hat, und in »Drones« befürchtet die Erzählerin, von Zigarettenautomaten beobachtet zu werden. »Summer Of War« spielt sowohl auf den Summer Of Hate 1977 als auch auf die letzten großen Straßenschlachten im Königreich an und der Closer »Bring Back The Dirt« ist eine Hymne gegen eine keimfreie Welt. »What Are People For?« geht tief, macht dabei aber auch immer Spaß – so muss sich Electro-Art-Punk im Jahr 2022 anhören!