Review Jazz

Wendell Harrison

Organic Dream

P-Vine • 1981

Wir befinden uns Anfang der Achtzigerjahre und Wendell Harrison war in seiner Heimatstadt Detroit einer der wichtigsten Akteure der letzten zehn Jahre. Mit Tribe (ab 1971) leitete er eines der großen, von Künstlern betriebenen Netzwerke – inklusive angeschlossenem Plattenlabel -, das Do It Yourself ernst nahm. Etwas später wurde das Projekt eingestellt, dafür kam »Rebirth« wieder in Künstler:innenhand. In dieser Zeit nahm Harrison sein eigenes Instrumentarium nicht mehr so oft in die Hand; die Arbeit übermannte ihn. Erst um das Jahr 1979 herum verfolgte er wieder verstärkt seine eigenen künstlerischen Ambitionen: »Organic Dream« klingt nicht ganz unpassend, wie eine Vision, die über einen langen Zeitraum wachsen konnte und sich dann endlich in einem kreativen Erguss erfüllte.

Die organischen Träume, die Wendell Harrison auf dieser Reissue auslebt, werden so fast zu orgasmischen Träumen. Spaß beiseite: Körperlichkeit ist tatsächlich ein Thema der sechs Stücke auf dieser LP. Der Opener »Ginseng Love« klingt wie die Detroit Downtown-Version der Insel der Freude aus »Asterix erobert Rom«, gefolgt von »Winter«, einer romantischen Reise, die nicht an Unterkühlung leidet. Das slow-funky »The Wok« spielt im Piano mit asiatischen Klischees – alles berührt und ist sehr sinnlich und greifbar. Mehr Reissues von Wendell Harrison bitte.