Alle haben Warpaint lieb. Weil die vier Damen nie wo wirken, als wollten sie lieb gehabt werden. Oder doch? Man kann es nie sicher sagen und das ist mit vielem so, wenn es um die vier Damen aus Los Angeles geht. Einerseits wirkt ihre Musik manchmal naiv, schüchtern, als würden hier Mädchen spielen, die den Pullover bis über die Finger ziehen, dann spürt man plötzlich einen Perfektionismus. Mal unschuldig, mal sexy. Das war auf deren ersten Album »The Fool« so und das ist auch auf dem selbstbetitelten neuen Album wieder so. Auch der Habitus hat sich nicht geändert: das ist immer noch wundersam, intim und man will sich als Hörer da irgendwie reinflirten, weiß aber nicht mit welchen Spruch, weil nichts wirklich zu den Vieren zu passen scheint. Verändert hat sich die Gangart. Der experimentelle Indie-Rock von Warpaint hat nicht mehr die verqueren Ausschläge des Vorgängers (Ausgenommen von »Disco/Very«, das ein wenig nach Arcade Fire nach ihrer James-Murphy-isierung klingt). »Warpaint« fließt besser, verzichtet auf die ganz schiefen Passagen. Was nicht heißt, das es weniger experimentell wäre. Die Oberfläche haben Warpaint zwar von allzu ungestümer Instrumentierung befreit, darunter liegt fast im Stillen das Verzerrte. Es scheint, als hätten Warpaint gar noch mehr herum experimentiert, immer auf der Suche nach dem Zusammenhalt: elektronische Subbässe treffen Shoegaze, treffen semi-inspiriertes Rumgetrommle einer Jam-Session. Zum Liebhaben reicht das, zum ganz großen Wurf fehlt weiterhin die Kohärenz.
Warpaint