Wenn auf Entkleidungsphantasien und Pornovergleiche ein gehauchtes »I’m in love with you« folgt, wie steht es dann um die Zuneigung des Autors? An Leidenschaft mangelt es auf »Karaoke Moon« jedenfalls nicht. Balthazar-Frontmann Maarten Devoldere liefert mit dem neuesten Album seines Soloprojekts Warhaus den Soundtrack eines Mannes auf der Suche – nach Bestätigung und nach sich selbst. Das lyrische Ich schwelgt in Erinnerungen an einen introvertierten Jungen, der Faszination mit Liebe verwechselt und zum Macho wird, der Angst vor dem Erwachsenwerden hat. Ein selbstverliebter Künstler, der sich mit Jim Morrison und David Bowie vergleicht und von mystischen Männlichkeitsritualen schwadroniert – als könnten diese seinen Narzissmus heilen. Fast möchte man ihm glauben, dass er vor Lust fremde Haare aus dem Abfluss zieht, bis er zynisch lacht: »It’s just what I have to tell myself I did for you«.
Auch mit sexuellen Anspielungen spart der scheinbare Frauenheld mit der verruchten Stimme nicht. Noch intimer wird es durch die Anwesenheit von Devolderes Ex-Freundin, langjähriger Duettpartnerin und Muse Sylvie Kreusch. Ihr sanftes Timbre nimmt den Songs zumindest einen Hauch von toxischer Männlichkeit, wobei offen bleibt, wie viel Selbstreflexion tatsächlich in der Platte steckt. Mit verträumten Geigen, Männerchören und einer Referenz an Hermann Hesse hat es Devoldere jedenfalls wieder einmal geschafft, alle um den Finger zu wickeln.
Karaoke Moon