Ein schönes Wortspiel schon im Bandnamen: Wanderwelle nennen die Amsterdamer Phil van Dulm und Alexander Bartels ihr Projekt. Bei dem aktuellen Album, dem zweiten Teil einer Trilogie, mit dem Titel »All Hands Bury the Cliffs at Sea«, dessen apokalyptische Poesie an Bands wie Current 93 erinnert, könnte man meinen, es gäbe einen Zusammenhang zwischen dem Meer und dieser Welle. Doch die Wanderwelle ist eher ein physikalisches Phänomen, das mit Schall oder Elektrizität zu tun hat. Zur Musik passt es allemal, denn die Klänge, die Wanderwelle zelebriert, sind vor allem langgezogene Akkorde, träge Frequenzen zwischen Geräusch und Ton, zusammengehalten von einer guten Portion Hall. Man könnte ohne weiteres Ambient dazu sagen, in elektroakustischer Ausführung. Man Streicher, Bläser, eine Orgel oder undefiniertes Schlagwerk zu hören. Letzteres nicht für durchgehende Rhythmen, sondern für gelegentliche, einzelne Akzente. Wahrscheinlich liegt man nicht ganz falsch, wenn man meint, eine Traurigkeit herauszuhören, die sich über alles ausbreitet. Eine schöne Traurigkeit, wohlgemerkt. Das Thema der Platte ist die Veränderung der Küsten durch den Klimawandel. Geht es hier nur um das Beklagen eines Verlustes, um einen Abgesang auf das, was unwiederbringlich verschwindet? Immerhin: Eine Orgel auf dem Album wurde durch einen nahen Steilküstenabbruch weitgehend zerstört. Dass sie auf Wanderwelle dennoch erklingt, darf als verhaltener Optimismus gewertet werden.
All Hands Bury The Cliffs At Sea