Auch wenn sich die Einteilung von Tonträgerformaten in der heutigen Mediathek-Ära immer mehr erübrigt, tritt Walton nach der zaghaften EP-Veröffentlichungspolitik der letzten drei Jahre nun erstmals auf LP-Länge in Erscheinung. Die nicht minder anspruchsvolle Aufgabe; aus den Vorschusslorbeeren des spartanischen Throwback-Minimalismus der »Walton EP« und der farbenfrohen Synthie-Palette der 2012er »All Night EP« ein krönendes Album-Debüt zu sezieren. Doch hat das 22-jährige Hyperdub-Nesthäkchen auf »Beyond« nicht nur seinen Tuschkasten-Techno erneut mit Grime-Grautönen aufgegossen, sondern quasi eine dreidimensionale Dancemusic-Essenz aus seinen Modulen geladen. Sensible Vocal-Schnipsel treffen auf morphine Sequencer-Basslines, schauerliche Trance-Themen umschmeicheln zitterndes Percussion-Gefrickel und ausgedehnter Acid-Soul mündet in bratzigen Drumcomputer-Konstrukten. Walton geht es um Kontraste. Vor allem die stählerne Video-Single »Frisbee« zeigt, wie peitschende Grime-Schlagfiguren und puristische Melodiebögen ein wahrlich ausgeglichenes Klangfarbenspiel ergeben können, ohne in die Vorhersehbarkeits-Falle zu tappen. Die Magie von »Beyond« formt sich aus seiner scheinbaren Spontanität, Elemente zu kombinieren, die nicht zusammenpassen – Underground-Klangwissenschaft küsst Mainstream-Clubsound. Immer wieder stülpt Walton leuchtenden Synthieflächen brechende Sound-Prismen über und manövriert so bekannte Produktionsschritte aus Grime, House und 2-Step in einen Zwischenraum, der ihnen neue Bewegungsfreiheit verleiht. »Beyond« ist ein knapp 50-minütiger Jenseits-Trip, dessen Virtuosität zumindest ein paar EDM-Spielkinder aus den Strampelanzügen hauen sollte.
Beyond