Das Fernfeld ist ein Begriff aus der Antennentechnik. In ihm breitet sich die elektromagnetische Welle unabhängig von der Antenne als ebene Welle im Raum aus. Vril und HVL haben sich, wie es sich für richtige Techno-Acts gehört, für die Split-EP »Far Field« also von der Wissenschaft inspirieren lassen. Und zwar nicht von der Geisteswissenschaft, sondern von was Handfestem, Messbarem. Etwas, womit man später bei der Berufswahl nicht in die Röhre schaut. Das macht Sinn, denn beide Musiker, so geheimnisvoll sie hin und wieder auch tun mögen, sind eigentlich Präzisionsmaschinen im besten Sinne: .Vril überzeugt seit einem Jahrzehnt mit körnigem Dub Techno, der Georgier HVL produziert Techno und Electro mit Detroit-Einschlag.
Den Anfang macht .Vril mit dem dräuenden und etwas naiv-bierernst betitelten Opener »Lost Together«, der über drei repetitive Bass-Akkorde hinweg rustikalen Kicks hallende Rimshots aus der 808 entgegenstellt. »Fnord«, das der Hannoveraner zusammen mit Ræyn – wer denkt sich eigentlich diese Namen aus? – produziert hat, formuliert »Lost Together« mit sattem Electro aus, der vom Spannungsverhältnis zwischen lockeren Hi-Hats und unheilvollen Akkorden lebt. »We Believe« liefert ebenjenen Dub Techno, den nur .Vril so hinbekommt. Der Titeltrack von HVL gerät dann verkünstelter, erinnert in seinem Fundament an die kristalline Hyperaktivität von Struktur und in seiner Melodie an die sentimentalen Volten von Aphex Twin. Wahnsinn, wie auch der letzte Track »Lancet Mxi«.
Far Field