Dass eine »Wall of Sound« richtig lahm sein kann, haben U2 längst bewiesen. Dass man mit einer Wall of Sound aber durchaus überzeugen kann, das hat der Hannoveraner Vril in der Vergangenheit vor allem in seinen Kollaborationen mit Efdemin, Rødhåd und dem Franzosen Voiski gezeigt. Besonders die leidenschaftliche Verkettung von Dub-Effekten, die Vril mittlerweile zur Meisterschaft gebracht hat, kam in diesen Projekten zum Tragen. Dabei klingt er, der zwar kein Phantom ist, aber gerne enigmatisch zwischen den Spotlights bleibt, nie wie die großen Urväter des Dub-Techno: Basic Channel-Sentenzen hört man nur bedingt heraus. Und auch Maurizio-Referenzen treffen nicht den Kern dieser neuen Spielart, denn Vril hat zwar Dub für Wochen eingepackt, aber qua später Geburt auch Trance- und Minimal-Platten studieren können. Das Ergebnis ist auf »Animist«, dem bereits dritten Album für Delsin, erwartungsgemäß beeindruckend. Oft braucht es nicht mehr als eine zündende Idee in der Drum-Sektion, um die Tracks am Laufen zu halten. Die könnten ewig so weitergrooven, aber Vril versteht es, subtile Verschiebungen zu initiieren, die aus einem zarten Knistern im Unterholz eine borreale Hetzjagd machen können. Dann plötzlich ächzt und krächzt es überall – und dieses Dröhnen, ein göttlicher Lärm. Animistisch belebte Soundwelten eben, die bis zum Schluss unheimlich bleiben. Aber auch unheimlich gut.
Animist