Es war für Sasu Ripatti wohl wieder eine kleine Verschnaufpause notwendig. Nicht etwa eine vom ambitionierten Release-Plan, denn nach wie vor zeigte der eklektische Finnländer auch 2014 keine Ermüdungserscheinungen und füttert sein im letzten Jahr gegründetes Ripatti-Imprint mit Kleinoden aus der hauseigenen Trickkiste. Sondern in musikalischer Hinsicht: »Visa«, das zwölfte Album, das Sasu Ripatti als Vladislav Delay veröffentlicht, dockt an alte Ambient-Leidenschaften an, denen er seit gut einem Jahrzehnt nicht mehr dermaßen intensiv nachgegangen war. Nicht ganz freiwillig jedoch, denn nachdem Sasu Ripatti Anfang des Jahres die Einreise in die USA verweigert und somit seine dortige Tour verunmöglicht wurde, kanalisierte er sein Kreativüberschuss in der Leerlaufzeit durch seinen analogen Gerätepark. Die Scherereien rund um das Visum resultieren fünf rumorigen Magenumdrehern, deren verzerrte Orgelklänge deutlich an Tim Heckers letzte Alben erinnern, ihren Fokus aber eher auf Statik als auf Katharsis legen: Die dezenten Beats, grazilen Bewegungen und eleganten Spannungsbögen, die sonst das Fundament der Produktionen von Vladislav Delay prägen, finden sich nicht nicht auf »Visa«. Stattdessen lässt Sasu Ripatti den Lärm lieber genüsslich um sich selbst zirkulieren, über dröhnenden Akkordteppichen ruckelende, rumsende Loops irrlichtern. Lediglich die beiden Schlussstücke »Vihollinen« und »Viimeinen« bauen den von Vladislav Delay so vertrauten Raum auf, lassen melodische Elemente erahnen. »Visa«, diese fremd- und selbstbestimmteVerschnaufpause, ist alles andere als ein entspannter Seufzer, sondern ein grummelig wütendes Stück Ambient-Protest.
Vladislav Delay
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