Nach seinem etwas ruhigeren Vorgänger »Vantaa« geht es auf dem neuen Album von Vladislav Delay für Raster-Noton, »Kuopio«, schon etwas zackiger zu. Das mag man zuerst gar nicht glauben, wenn man sieht, dass der Finne 65 Minuten Spielzeit auf neun Tracks presst, von denen keiner kürzer als fünfeinhalb Minuten ist. Doch zäh ist das hier nicht, erst recht nicht für die, die die kühle Atmosphäre von »Vantaa« goutiert haben. »Kuopio« soll daran anschließen, eine Art Fortsetzung dieser Landschaftsbeschreibung sein, die der Produzent Ende vergangenen Jahres begonnen hat. Jetzt ist wieder die kalte Jahreszeit angebrochen und etwas scheint sich getan zu haben. Es ist offensichtlich, dass Vladislav Delay nach den ländlichen Gegenden nun eine gewisse Hektik der Städte einfangen wollte – das Album ist nach der neunt größten Stadt Finnlands benannt. Weniger ruhig und sphärisch, bekommt man stattdessen richtige Rhythmen zu hören, kryptische Beats, dissonante Synthesizer, einnehmender Hall – und irgendwann fügt sich alles zu einem manchmal etwas anstrengenden, viel öfter aber ungewöhnlich tanzbaren Ganzen zusammen. Diese Klänge überraschen zuerst ein wenig, da man nach »Vantaa« durchaus annehmen durfte, dass sich Vladislav Delay fortan ausschließlich der elektroakustischen Musik verschreibt. Erfreulicherweise bevorzugt er es jedoch, unberechenbar zu bleiben. Das muss einer, der sein dreizehntes Album in 13 Jahren veröffentlicht, auch erstmal schaffen.
Vladislav Delay
Whistleblower
Keplar