Review Dance

Viola Klein

Confidant

Meakusma • 2024

Die Grenzen zwischen Jazz und elektronischer Musik können fließend sein. Ein Beispiel dafür ist »Confidant« von Viola Klein. Die Kölnerin/Berlinerin setzt in den drei Stücken ihrer EP auf Arrangements mit Tiefe und verborgenen Strukturen. Ohne Pause und präzise wie ein Sekundenzeiger arbeiten sich Bassdrum und Snare durch die fünfeinhalb Minuten von »Love In Life«. Darüber scheinen die Klänge eines Pianos frei zu schweben. Von Free Jazz im House-Gewand kann hier keine Rede sein. Wer sich konzentriert, erkennt das Muster, mit dem Viola Klein gearbeitet hat. Es zu entschlüsseln, ist der Reiz der nur scheinbar sperrigen Stücke auf »Confidant«.

»Snooze« hypnotisiert mit Hihats, die wie Klapperschlangen rasseln. Alles, was um den Klang der Paarbecken herum ertönt, klingt schwer zuzuordnen: Xylophon? Störgeräusch? Wunderbar. Plötzlich, mitten im etwa siebenminütigen Stück, eine Pause: Der Barmann hat sich ans Klavier gesetzt. Doch die Hihats bleiben, beginnen zu nerven wie die plaudernden Tischnachbarn. Musik, die Bilder im Kopf erzeugt. Mit »Boldness«, das im Rahmen der EP relativ zugänglich klingt, rundet Viola Klein die Veröffentlichung ab. »Confidant« macht gerade wegen seiner Schroffheit Spaß. Denn unter dem Wust scheinbar komplizierter Songstrukturen verbergen sich Groove und Schönheit.