Wenn man einmal von Brasilien absieht, ist es doch bemerkenswert, wie wenig man im Allgemeinen so von lateinamerikanischer Musik mitbekommt. Argentinien? Außer Astor Piazzolla? Bei Jorge López Ruiz dürfte im Vergleich dazu deutlich weniger klingeln. Dabei war der Bassist eine prominente Figur im argentinischen Jazz. Bevor er 1976 das einzige Album seiner Band Viejas Raíces veröffentlichte, brachte er ein Jahr früher unter diesem Titel (zu Deutsch: alte Wurzeln) schon ein Soloalbum heraus. Alt klingt »De Las Colonias Del Rio De La Plata« aber überhaupt nicht, vielmehr nach Fusion, der über den Geist seiner Zeit mit sehr eigenen Ansätzen hinausgeht. Die Platte ergeht sich nicht in aggressiver Rhythmik oder Hochtempo-Virtuosität zur Demonstration des erreichten Lernpensums. Ruiz schlägt andere Töne an, verhaltene, traumverhangene. Als Stichwort drängt sich ein wenig auch Psychedelik auf. Wobei das Trio, in dem Ruiz mit dem Schlagzeuger Pocho Lapouble und dem chilenischen Pianisten Matías Pizarro zusammenspielt, im Hintergrund manchmal unterstützt von der Sängerin Alejandra Martín, ohne elektrische Gitarren auskommt. Jorge López Ruiz setzt auf locker flächige Kompositionen, offene Räume mit Platz für Assoziationen. Was nach 45 Jahren wie für diese Gegenwart gemacht klingt.
Matías Pizarro
Pelo De Rata
Altercat