Langsam aber sicher wird es unheimlich, wie Samuel van Dijk mit jedem seiner Alben, jedem Projekt kontinuierlich Dynamik und Tonfarben detailversessener Produktionen weiterentwickelt. Bei ihm läuft das bekanntlich nicht nach dem Motto »weniger ist mehr«. Nein. Mehr, immer mehr Ausdifferenzierung und Ausdruck wird seinen Veröffentlichungen jährlich zuteil, denen jede frische Färbung in metallenen Facetten anhaftet und sich mittelbar auf die Rezeption der anderen auswirkt, ganz egal ob vergangener oder kommender Release. Grower sind die Spezialität des Holländers. Vom bis heute völlig unterschätzten »Landforms«, das er 2017 als Mohlao droppte ohne dafür gefeiert zu werden, über den titanischen Ambient der Multicast Dynamics (letztes Jahr sogar via Astral Industries) bis zum Dub-durchzogenen NASA-Techno von »Spiritual Machines«, rückt van Dijk seit Jahren auf breiter Front in die vordersten Riegen zeitgenössischer Elektronik vor. Unter allen Projekten ist VC-118A wohl das am weitesten Entwickelte und damit Eichmaß seines eigenen Skillsets, dem es mittlerweile eigentlich an kaum noch etwas mangelt. Die dreizehn hochverdichteten Tracks auf »Spiritual Machines« zeugen davon auf nicht selten eindrucksvolle Weise. Wer sich audiophil schimpft, möge doch die (am besten offenen) Studiokopfhörer anlegen oder dieses Album als letzten Anlass werten, eben jene beim nächstbesten Onlinemonopolisten zu ordern. Denn ob es nun der dunkel raunende Breakbeat eines »Serge Extract« ist oder die unwirklich tröpfelnde und dampfende Atmosphäre von »System Of Connections«: Cineastische Untiefen durchfliegt dieses Album im gesamten Hz-Spektrum fast schon zu vorbildlich. Hier und da ließe sich so manch schroffe Ecke gut verkraften, ein bisschen Opazität, also mehr lo-fi. Dann aber wieder: Ausnahmetracks vom Kaliber »Industria« wären so womöglich unter ihrem eigenen Gewicht erstickt.
Spiritual Machines