»Grotesk – Ein Schritt in die Zukunft!« Den Besitzern der beiden Knabenstimmen, die da so forsch um Demos für ihr Kassettenlabel werben, dürfte kaum klar gewesen sein, dass sie eigentlich einen gewaltigen Sprung taten. Ihr Debütalbum »Aufstand der Chemiker« musste schließlich zwanzig Jahre darauf warten, um 2005 auf Was soll das? zu erscheinen – für Alfred Hilsbergs Zick Zack, den sie in ihrer Hamburger Heimat mit vernichtender Bühnenpräsenz beeindruckt hatten, waren sie zu spät gekommen. Oder eben zu früh. Nicht auszudenken, wie ihre Geschichte sonst verlaufen wäre: MTV, Entzug, Finca, Casting-Jury? Kaum. Die brauchten ja keine Drogen, die waren so. Hormone und Vorstadt. Stefan Mohr und Felix Knoth aka Die Egozentrischen 2 hatten offenkundig damals schon alles zusammen, worauf letzterer in Folge seine Weltkarriere als Felix Kubin gründen würde: Heimorgel- und Klavierspiel, Naturtalent zum Umgang mit Synthesizern. Dazu Vierspurgerät, Dosophon, ein Lexikon als Textmaschine, und vor allem: keinerlei Bremse. Nun deutete sich schon auf älteren Veröffentlichungen aus Kubins Frühwerk (2002 auf A-Musik und Ski.pp, jüngst auf Minimal Wave) die kleine Szene von Mitstreitern aus Brüdern und Freunden an, deren Gesamtbild nun endlich in Form dieser 80minütigen Tape-Compilation erschlossen wird. Die Egozentrischen 2 lassen keine Zweifel daran aufkommen, albumreif gewesen zu sein: die Serientitelmelodie von »Das hat man nun davon…«, die Kreuzung von der Plan mit Max Goldt in »Die Ärzte« oder der Library-Sound von »E2 Jazz« werden nur noch übertroffen von der Explosion waschechten Raymond Scotts in wilden Elektrotwist von »Das Gehirn«, oder vom Jazz-Einschlag im Kraftwerk-Pastiche von »Mit Freude«. Nicht minder unterhaltsam, aber eher auf Augenhöhe mit landläufigen Jugendzimmerexperimenten die Auftritte des Umfelds: Broschkrach gibt einen Tommi Stumpff im Drummachine-Sperrfeuer, Universalanschluss wenden Tietchens zu Giallo, Der Leichenwäscher von Boberg erfindet Speedbluesmetal. Schließlich Kubin solo. Machen wir es kurz: Tempowechsel und unverkennbares Soundverständnis in »Geheime Fenster« oder der Amok-Gabba des D.A.F.-Killers »Psychoanalytiker« mag böse Zungen zur Behauptung verleiten, er sei nie besser gewesen. Ein Faß ohne Boden ist der Mann aber auf jeden Fall.
Wir Triumphieren Bergedorfs Kinderbandszene 1982-1985