Zum 60. Jahrestag dieser Aufnahmen veröffentlicht Drag City eine von Alasdair Roberts kuratierte, erstaunlich vielschichtige Auswahl. Bemerkenswert ist »Whaur the Pig Gaed The Spree« aus vielerlei Gründen: zum einen wird dem US-amerikanischen Musikethnologen Alan Lomax ein spätes Denkmal gesetzt. Der war in den 1950er Jahren in die schottische Einöde aufgebrochen, um mit seinem 35-Kilo-Taperecorder an die 25 Stunden Gesänge aufzunehmen. Zum anderen wird das Folk-Revival, das um diese Zeit einsetzte, nachvollziehbar und nicht zuletzt wird hiermit die Möglichkeit einer Zeitreise geboten. Authentischer hört man keltische Folk-Tradition jedenfalls weit und breit nicht. Jede einzelne, im typischen Akzent vorgetragene Textzeile atmet die Vergangenheit, in der scheinbar die Zeiten von Lord Byron oder Robert Burns noch aktuell waren – und »Trainspotting« schlicht unvorstellbar. Nicht zuletzt ist diese Musik und der Ansatz ihrer Konservierung als politisches Statement zu verstehen: sowohl bei den Arbeiterliedern, den witzigen Parodien und wegen der Tatsache, dass kein einziger »Profi-Musiker« zu hören ist, tritt dies zutage als auch durch die Hintergrundinformation, dass es sich bei Alan Lomax um einen gestandenen Sozialisten handelte. Humorvoll, sanft und auch aufwühlend klingen die Stimmen längst vergangener Tage ins Jetzt hinüber.
Whaur The Pig Gaed On The Spree