Music From Memory haben sich ein großes Vorhaben geleistet. Und eigentlich ist es eines, das nur Scheitern kann. Ambient Techno und seine verdubbten, manchmal esoterisch und weltmusikalisch angehauchten Spielarten, war in den Techno-Wohnzimmern der 1990er Jahre das große Ding. Nach dem Rave war stets vor dem Chill Out. Und die Elite der elektronischen Musik tobte sich hier gehörig aus. The Orb, Future Sound Of London, Higher Intelligence Agency, Global Communication, Autechre, Aphex Twin, Black Dog… you fucking name it. Sie alle haben das Genre quervermessen und geprägt. Warp Records hatte nicht zuletzt mit seiner »Artificial Intelligence«-Reihe zwischen 1992 bis 1994 quasi die Creme de la Creme des Ambient Techno um sich geschart. Und… bis auf drei Ausnahmen (Link, Richard H. Kirk und LFO) fehlen sie alle auf der Compilation. Dass »Virtual Dreams: Ambient Exploration In The House & Techno Age 1993-1997« dennoch funktioniert, liegt vor allen daran, dass es in dem Zeitraum massig Veröffentlichungen in dem Feld gab. Wer Mitte der 1990er Jahre regelmäßig die Radiosendung ED2000 auf (dem damals noch ernst zu nehmendem Radiosender) Kiss FM verfolgte, findet auf der Compilation all die Sounds und Space-Fantasien wieder, die damals wöchentlich durch den nächtlichen Äther schwebten und das eine oder andere Bewusstsein erweiterten. Und auch wenn »Virtual Dreams« die Juwelen des Genres vermissen lässt, versammeln Music From Memory auf sechs Vinylseiten und zwei CDs eine beachtlich gute Selektion. Sie zeigt nicht nur, wo der aktuelle Ambient-Revival verwurzelt ist (und sich in vielen Teilen nur wenig weiterentwickelt hat). Sie zeigt auch, dass Ambient Techno nichts von seiner Schönheit verloren hat.
Gaussian Curve
Winter Sun / Fever Dream
Music From Memory