Review Rock

Various Artists

Two Synths A Guitar (And) A Drum Machine

Soul Jazz • 2021

So ganz klar ist ja nicht, ob es eine gute Sache ist, wenn man bei von den Achtzigern inspirierten Bands diese bei unvoreingenommenem Hören gar nicht groß von ihren Vorbildern unterscheiden kann. Mit der ersten Nummer der Compilation »Two Synths A Guitar (And) A Drum Machine« des kalifornischen Trios Automatic könnte man den Eindruck einer gut kopierten New-Wave-Nostalgie bestätigt finden. Doch diese Sammlung von »Post Punk Dance« nimmt den Tanz im Titel so ernst, dass nicht allein Vergangenheitsaneignung dazu gehört. Sondern auch ziemlich gegenwärtige Dinge wie der struppige Post-Punk-House-Entwurf des Japaners Susumu Mukai alias Zongamin. Zwischen diesen zwei Varianten bewegt sich auch der Rest der Beiträge. Die Kanadier von New Fries klingen über weite Strecken wie Wiedergänger der Talking Heads bzw. von Palais Schaumburg. Ähnlich stilbewusst gehen die Düsseldorfer Detlef Weinrich und Viktoria Wehrmeister mit ihrem Projekt Toresch bei der Synthesizerprogrammierung vor. Andere Künstler lösen oder umschiffen die Frage der zeitlichen Position auf hybride Weise: Im Stück »The Balance« des US-amerikanisch-philippinischen Hip Hop-Produzenten Vex Ruffin kommt mit Fab 5 Freddy kurzerhand ein Veteran aus den Achtzigern als Gast hinzu. Oder, noch besser: Das Duo Ixna der beiden Kalifornier Marina La Palma und Jay Cloidt hat sich mit der Veröffentlichung seines einzigen Albums »Knotpop« aus dem Jahr 1981 entspannte 38 Jahre Zeit gelassen, um historisch informierten Post-Punk im wahrsten Sinn des Wortes abzuliefern. Die Sache bleibt mit voranschreitender Trackzahl unübersichtlich. Wobei die resultierende Hörirritation echt Spaß macht. Geschichtliche Authentizität spielt bei dem Ganzen eben bloß eingeschränkt eine Rolle.