Jean Rollin drehte seit den späten 1960er Jahren als erster Franzose surrealistische und erotische Horror- und Gore-Filme, denen dann in den 1970er Jahren oft das Klischee »Sex-Vampir-Film« anhing. Der Regisseur fühlte sich nicht nur von der Situationistischen Internationale, europäischen Comic Strips, Avantgarde-Theater und der sexuellen Revolution der Sechziger beeinflusst, sondern auch von zeitgenössischen musikalischen Strömungen wie Free Jazz und Psychedelic Rock. Diese Vorlieben zeigen sich besonders bei der hier vorliegenden Zusammenstellung seiner Filmmusiken. Die experimentierfreudigen Tracks kombinieren frei improvisierten geräuschhaften Jazz und 60s Rock, Acapella-Gesang, Bossa Nova, Klassik und Folk mit elektroakustischen Elementen, sakralen Orgeln, Frauenstimmen, ekstatischem Getrommel und präpariertem Klavier. Die Stücke stammen vom Pianisten François Tusques der vorher bereits mit Anthony Braxton und Sunny Murray gespielt hatte, von der französischen Psychedelic-Band Acanthus sowie Pierre Raph und Yvon Gerault. Obwohl die recht unterschiedlichen Tracks oft einen die Handlung beschreibenden oder unterstützenden Charakter haben, funktioniert diese rein musikalische Zusammenstellung in ihrer Vielseitigkeit auch ohne die dazugehörigen Bilder ganz wunderbar.
The B-Music Of Jean Rollin 1968-1973