Review Reggae

Various Artists

Studio One Black Man’s Pride

Soul Jazz • 2017

Reggae ist so selbstverständlich »schwarze« Musik, dass dieser Umstand manchmal fast unterzugehen droht. Bei »Black Man’s Pride« gibt es in dieser Frage kein Vertun, wie auch bei dem Song von Alton Ellis, dem die Compilation ihren Titel verdankt. »We have suffered our whole life through/Doing things that they’re supposed to do«, singt Ellis darin an die Adresse des »white man« gerichtet. Die übrigen 17 Songs legen, jeder auf seine Weise, ebenfalls von schwarzem Selbstbewusstsein Zeugnis ab. Nicht zuletzt war Clement »Six Coxsone« Dodds Studio One, in dem die Aufnahmen entstanden, die erste jamaikanische Plattenfirma, die einem Schwarzen gehörte. Horace Andys »Child of the Ghetto«, »Roots Natty« von den Gladiators oder John Holts »Build Our Dreams« sind alle geprägt von Black Power, Rastafarianismus oder dem Alltag in Kingstons Stadtteil Trenchtown, der in den 1970er Jahren von blutigen politischen Auseinandersetzungen bestimmt war, wie Soul Jazz-Labelchef Stuart Baker in seinen Liner Notes schreibt. Man kann die Songs, überwiegend aus den frühen siebziger Jahren, womöglich auch ohne dieses Wissen einfach als klassischen Reggae hören. Und sich von Freddie McGregor mit seinem »Children Listen to Wise Words« daran erinnern lassen, dass Cat Stevens bei all seinen Schwächen ein großartiger Songschreiber war – die Nummer ist eine Coverversion von »Wild World«. Irgendwann wird einen die Botschaft erreichen, so oder so.