Review Jazz

Various Artists

Spiritual Jazz 7: Islam

Jazzman • 2017

Selbst bei einem Label wie Jazzman das »Highly Recommended«-Bewertungen en masse in den letzten Jahren sammeln konnte, sticht die »Spiritual Jazz«-Reihe heraus. Sowohl ästhetisch, als auch konzeptionell, verfolgt man einen umfassenden Ansatz: Die Geschichte des Jazz wieder auf den Prüfstand zu hieven, und aus Sicht aktueller Positionen seinen religiösen, esoterischen, synkrethischen Inhalten auf den Zahn zu fühlen. Waren die ersten sechs Ausgaben schon sehr aufschlussreich, schafft es die neue 2LP in zwölf Stücken einen Einblick in die komplexe Verknüpfung zwischen Jazz, afro-amerikanischer Geschichte, Emanzipation und dem Islam zu gewähren. Die beigefügten Liner Notes vermitteln den derzeitigen Erkenntnisstand, erzählen von west-afrikanischer Beeinflussung durch den jungen Islam und der Sklaverei. Weiterhin vom Gemeinschaft stiftenden Moment der Konvertierung, dem Ablegen der Sklaven-Namen und der Sklaven-Religion und vielen weiteren Aspekten, die man an dieser Stelle gar nicht nacherzählen muss. Da es sich aber nicht bloß um eine theoretische Arbeit, sondern zuvorderst um Musik handelt, kann und darf der Hörgenuss nicht vergessen werden. Mit Stücken aus den knapp 30 Jahren zwischen 1957 und 1988 deckt man hier Be-Bop und Hard-Bop von First-Wave Konvertiten wie Sahib Shihab oder Yusef Lateef, die bei Art Blakey oder Dizzie Gillespie spielten, aber auch Free-Jazz-igeren Ansätzen bis hin zu Neo- und Pan-Afrikanismen, ab. Insgesamt wird eine recht weitgehende Einführung in eine der komplexeren Soziokultur-Geschichten der letzten einhundert Jahre gehalten, die selbst für Interessierte und Aufgeklärte noch einiges Unbekanntes bereithält.