Was Weihnachten und afroamerikanische Musikkultur gemeinsam haben? Vielleicht den Drang danach sich von der eigenen oder dort draußen vorherrschenden Misere abzulenken. Da hört es dann aber auch schon auf. Musikalisch gesehen kann man wohl nur von Gegenpolen sprechen. So Klischeebehaftet das Cover auch sein und deshalb abschrecken mag. Lasst euch davon nicht in die irre führen. Denn da ist Musik drin. Und was für eine. Von der weihnachtlichen Verstimmung der Titel, Texte und einiger weniger Intros werden vielleicht hauptsächlich Fans vom Nikolaus verwunschen sein. Abgesehen davon lässt die Musik aber nichts zu wünschen übrig. Jim Cagle’s »Santa Claus Jr« bietet Boogie-Funk par excellence – energiegeladen wie energieentladend. Bei der Art von Orgelgetriebenem Rockabilly wie ihn Little Jimmy Thomas in »Deck The Halls« zum Besten gibt, ist es schier unmöglich still zu halten. Sollte es mal vom Baltic Soul Weekender eine Winter Edition geben, dann hätte man in »Jingle Bells (Part 1&2)« eine gebührende Hymne dafür gefunden. Und Don Smith’s Stimme bietet sich mit dem Gitarrensolo in dem Track »Black Christmas« einen lasziven wie lässigen Schlagabtausch. Da ist die Tanzpartnerin ganz von selbst becirct, auch wenn man nur kopfnickend daneben steht. Abgesehen von meinen Favoriten haben sich aber auch alle anderen Stücke ihren Platz auf dieser Zusammenstellung mehr als verdient. Nun liegt der nächste Advent zwar noch in weiter Ferne. Solche Art feierlicher Nächstenliebe, wie sie hier die Leute zumindest auf der Tanzfläche zusammenbringt, lässt sich aber zum Glück ganzjährig feiern. In diesem Sinne – Afrohe Weihnacht!
Volume 2