Review

Various Artists

Richard Sen presents Dream The Dream: UK Techno, Breakbeat, House 1990-1994

Ransom Note • 2023

Kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein neues Buch über die formativen Jahre britischer Rave-Kultur seit der Ankunft von Acid House auf der Insel erscheint. Und an den dazu passenden Compilations mangelt es ebenso wenig. Richard Sen hat bereits mit »This Ain’t Chicago (The Underground Sound Of UK House & Acid 1987–1991)« im Jahr 2012 eine für das Label Strut zusammengestellt und wagt sich nun etwas weiter ins Leftfield und ein paar Jahre in die Zukunft. »Dream The Dream: UK Techno, House and Breakbeat 1990-1994« erscheint auf dem neuen Ransom-Note-Sublabel Dance Music From Planet Earth und versammelt zehn Tracks, die halten, was der Titel verspricht. Obwohl es Richard Sen angenehmerweise nicht darum zu gehen scheint, die Platten mit dem höchstmöglich Discogs-Median zusammenzutragen, hat er etwas tiefer in den Archiven gegraben als die meisten seiner Kolleg:innen – viele der Namen hinter diesen zehn Stücken sind verblichen. Allerdings ist bemerkenswert, dass mit Ausnahme von Kirk Degiorgios Projekt As One alle von ihnen gemeinschaftlich entstanden. Und nicht wenige der Mitglieder dieser Gruppen – etwa Centuras mit Darren Price von Junior Boy’s Own und Underworld, Mind Over Rhythm mit den Hill-Brüdern Alan C. und Dave oder die Supergroup Orr-Some – machten anderweitig nachhaltig Karriere. Angefangen mit dem dubbigen Fourth-Welt-Techno im Slow-Motion-Modus von Centuras’ »Tokyo« über den schubbernden House-Tune mit James-Bond-Melodie »Rave on the Congo« von Strontium 90 über den »Akira«-sampelnden Smasher »Kubital Footstorm (Global Beatmix)« von Mind Over Rhythm bis hin zu den leiernden Bleeps von UVX fängt »Dream The Dream« allerdings noch einen wilden und absolut unprofessionellen Spirit ein. Es ist der Sound einiger leidenschaftlicher Freaks, die sich im Gerätepark mit Ihresgleichen zusammenfanden und einfach loslegten. Das kann kein Buch dermaßen konsequent einfangen.