Keine »Motor City« ohne »Rubber City«: Die Stadt Akron in Ohio spielte mit ihren Reifenfirmen bis in die siebziger Jahre eine wichtige Rolle für die Autoproduktion in Detroit – bis Ölkrise und Innovationsdruck die Unternehmen zum Umdenken zwangen und die meisten Standorte in Akron aufgegeben wurden. »Burn, Rubber City Burn!« stellt die musikalischen Begleiterscheinungen dieses Strukturwandels dar, von den Bizarros und Tin Huey über Devo bis zur »Numbers Band«, in der neben dem späteren Devo-Bassisten Jerry Casale auch Terry Hynde, der Bruder von Chrissie Hynde, und Chris Butler, Gründer von The Waitresses, spielten. Für die Musiker dieser sehr lebendigen Punk- und New Wave-Szene Akrons war zudem ein tragisches Ereignis prägend, das Casale und Butler aus nächster Nähe miterlebten: Das Kent-State-Massaker vom 4. Mai 1970, bei dem vier unbewaffnete Studenten während einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg von Nationalgarden erschossen wurden. Casale berichtete, er habe die Austrittswunden zweier Opfer aus wenigen Metern Entfernung gesehen – was sein bis dahin unbeschwertes Hippie-Leben schlagartig beendet habe. Aus dieser Tragödie, die landesweite Proteste auslöste, sollten die Studenten Casale oder Butler einige Jahre später zum Teil radikale künstlerische Konsequenzen ziehen: Auch Devos Konzept der »de-evolution« war eine Reaktion auf das Massaker. Zwischen rauem Punk, verspieltem New Wave und elektronischen Verfallsexperimenten bewegen sich die Beiträge der hier versammelten Musiker, die in ihren Songs mal Wut, mal Angst, aber manchmal auch einfach eine etwas andere Art von »fun« zum Ausdruck bringen. Ein Niedergang mit Wucht und Stil.
Various Artists
In The Beginning There Was Rhythm
Soul Jazz