Wenn man einfach sein Ding durchzieht, dann muss man sich nicht groß um Trends scheren. Denn während die ersten Zaungäste schon seit einiger Zeit das Ende des Trance-Revivals heraufbeschwören, macht Young Marco einfach solide Label-Arbeit. Nach dem großen Erfolg der »Welcome To Paradise«-Reihe, welche die gefrönte Leidenschaft des Amsterdamer DJs für Italo-House widerspiegelte, folgt nun eben eine Trance-Compilation. Im Vordergrund steht auch bei »Planet Love: Early Transmissions 1990-95« nicht jene schnelle Verwertbarkeit, die Wannabe-Insider von Hype zu Hype hecheln lässt, sondern eine fast schon archäologische Arbeit: Wie war es eigentlich in den Anfangstagen von Trance? Was passierte da? Und wie kam es überhaupt zu jener Neuausrichtung des Techno-Genres? Wie ein richtig guter DJ lässt Marco Sterk schlicht die Musik für sich sprechen – keine Spur von Erklärbär-Gehabe. So trifft man hier auf ein vergleichsweise weit-gestecktes Aufgebot. Bei jeder zweiten Nummer darf gerne gestritten werden, ob das »schon« Trance ist oder noch eine proto-hafte Ausformung, die nur den Weg ebnete. Schlauerweise versteift man sich für die Compilation nicht auf eine bestimmte Region oder eine (Mikro-)Szene, sondern offenbart wie zeitgleich – und eben auch losgelöst voneinander – Produzenten auf der ganzen Welt eine ähnliche Idee für die Zukunft entwickelt haben. Hawke aus Südafrika, der in San Francisco zur Ikone wurde, darf natürlich nicht fehlen, Paul van Dyk ebenso wenig und Mijk van Dijk, der hier als Mind Gear auftritt, sowieso nicht. Aus UK kommen Holy Ghost Inc und aus Italien die fantastischen Glam. Diese Internationalität macht diese Compilation zur Schatztruhe.
Planet Love: Early Transmissions 1990-95