Review World Music

Various Artists

Peru Boom!

Tiger's Milk • 2015

Von afrikanischen Sklaven nach Südamerika gebracht, waren Cumbia und Chicha bis in die 1990er Jahre auf dem Kontinent in der Mittel- und Oberschicht verpönt. Dann begannen namhafte Künstler, wie Argentiniens Rodrigo, sich ihrer anzunehmen, und machten diese Tänze in der breiten Masse erfolgreicher als es die CIA in diesen Breiten jemals war. Kein Wunder also, dass mittlerweile so viele dort ansässige Künstler, die etwas auf sich halten, ihre jeweils ganz eigenen Interpretationen veröffentlichen. Peru steckt in diesem Gefüge noch in den Kinderschuhen, schreitet mit diesem Album aber monumentale Schritte der Moderne entgegen. Wie der Name und das Cover es schon verraten, bedient man sich für das Tuning vornehmlich aus der Trickkiste der 1980er Jahre. Die Roland-808 vermisst bis auf wenige Ausnahmen die Takte, das Casio sorgt über lange Strecken für die grellen Neonleuchtfeuer, die diese Platte bewerben. Durch und durch verspielt, wird die volle Bandbreite von digitalen Sounds bis hin zu analogen Rhythmen präsentiert. An einem Ende des Spektrums wartet Qechuaboi mit dem blauäugigen Charme Super Marios auf. Deltatron’s Ego Trip klingt mit seinen Unheil verheißenden Arpeggiatorfahrten dann schon eher an eine Sequenz aus einem nicht mehr jugendfreien Egoshooter. Am anderen Ende des neonfarbenen Regenbogens erwarten uns Tribilin Sound, die uns in El Carmen, mit Ausnahme von einigen wenigen Synthesizerhits, den musikalischen Ursprung ihrer Folklore perkussiv vorstellen. Produktionstechnisch präsentieren sich sämtliche Stücke wie der Katastrophenfilm unter den Publikationen der jüngsten Zeit. Es bebt, brummt und wird an Ausgangsmaterial zu Bruch gebracht, was den Künstlern in die Finger kommt. Meist passiert, was man so gar nicht erwartet. Aber schlussendlich geht alles so gut aus, dass man seinem Glück kaum trauen kann.