Review World Music

Various Artists

Oté Maloya

Strut • 2017

Das Wort »Maloya« hat viele Bedeutungen. Auf Mosambik meint man damit okkulte Beschwörungsformeln, in Simbabwe mächtige Zauberer. Vor allem aber hat der Begriff mit Musik zu tun: der Maloya-Tanz steht auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Das Genre ging im Laufe des 20. Jahrhunderts aus dem Séga hervor, den die Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen in den Gebieten am und im Indischen Ozean geprägt hatten. Den wahrhaften Fusion-Sounds dieser Region widmet sich – nach »Soul Sok Séga« – das DJ-Duo La Basse Tropicale nun zum zweiten Mal. »Oté Maloya – The Birth Of Electric Maloya on Réunion Island 1975-1986« ist noch eklektischer als die Vorgänger-Compilation. Madagassische, indische, afrikanische und europäische Stile kommen zusammen, Creole- und Voodoo-Sounds vermischen sich mit Soul, Funk und Jazz. Die Auswüchse der Disco-Ära sind hier nur zu erahnen, es dominieren Stücke mit simplen Synthie-Lines, kombiniert mit repetitiven Gitarren und Keyboards. Klassischer französischer Chanson von Gilberte trifft auf Psychedelik von Groupe Dago und Carrousel, die die Compilation mit dem famosen Titelsong »Oté Maloya« und einem seltenen Saxophonsolo beschließen. Beeindruckend die Leistung der Musikexperten bei [Strut Records](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/128/strut-records🙂 was diesem sommerlich perlenden Set an Erläuterungen beiliegt, ist mit 25.000 Wörtern eher als Doktorarbeit denn als gewöhnliche Liner Notes zu bezeichnen. Lesen kann das keiner. Es gilt schließlich, immer wieder diese Musik aufzulegen und sich an die Strände der Insel La Réunion zu träumen.