Wie so oft bei Compilations, die Stücke aus dem globalen Norden fernen Ländern, Regionen und Kulturen versammeln, fragt man sich auch bei »Nowhere Like Here (Love Songs From the Carribean and Diaspora)«, wer dahintersteckt. In diesem Fall hat der passionierte Digger, NTS-Partizipant und Musikarchivar Bruno dem britischen Label Emotional Rescue, das sich – wie passend – auf das Wiederveröffentlichen und Zutagefördern vergessener Schätze spezialisiert hat, einige spannende Nummern zugeschanzt. Der Großteil davon stammt laut Pressetext aus den Achtzigern und bewegt sich zwischen Reggae und dem aus ihm entstandenen (Sub-)Genre Lovers Rock. Das klingt, nicht überraschend, extrem lebensbejahend und wirkt in diesen Tagen von vorne bis hinten durchgehört ob der Kälte und Dunkelheit vor den Fenstern doch mindestens mal verwirrend. Dafür können aber die Musiker:innen überhaupt nichts. Man nehme nur Warp Speeds geniales »Take It To The Night«, dessen Bassline auch heutigen Clubstandards noch locker entspricht. Darüber sanftes Schlagwerk, glasklare Synths und Vocals, die so liebenswürdig schmachten, dass man jede Silbe des kitschigen und leicht anzüglichen Texts als vollkommen gerechtfertigt ansieht. Anders als beispielsweise bei Majoritys »Caroline«, das mit seinen Flughafendurchsagen und dem überbordenden Pathos hoffnungslos überzeichnet wirkt. Doch für diese Compilation gelten dieselben Regeln wie im echten Leben: Wer sich nicht peinlich macht, gewinnt auch nichts. Folglich: Sieg auf ganzer Linie.
Nowhere Like Here: Love Songs From The Caribbean & Diaspora
