In den Siebzigern und Achtzigern gab es im Dunstkreis von fünf Kunst-Colleges in Massachusetts bei reger New-Wave-Begeisterung eine visionäre Szene der experimentellen elektronischen Musik. Der Lissabonner Label- und Plattenladenbetreiber José Moura hat jetzt ein schönes Doppel über einige der Protagonisten herausgebracht, bestehend aus seinem Buch »The NoHo Scene 1978-1982« und der »NoHo EP«, deren vier Tracks, davon drei bisher unveröffentlicht, die Experimentierfreudigkeit besonders zeigen.
Der Opener von Human Error offenbart mit seinen langgezogenen Saxofon-Schweifen über nervöse Rhythmik eine Liebe zu Dub und Free Jazz, gepaart mit suicide-schem unterschwelligem Wahn. »Auto Music In The Disco Dub Style« von The Higher Primates ist selbsterklärend und nicht minder zukunftsweisend. Die Vocoder-Laute in »Teresa Variations« klingen heute eher wie eine auffällige Lungenuntersuchung als eine gute musikalische Idee. Am eindrücklichsten bleiben aber die scheppernden, keuchenden Drum-Sounds in »Among Bodge Watt« von The Scientific Americans, die sich mit dem Bass-Groove und der tröpfelnden Gitarre zu einer funkigen Organik fügen. Die Bands auf der »NoHo EP« entsprangen einer ganzen Infrastruktur, die neben den Colleges aus Bars, Live Venues, Studios, Plattenläden, Radiosendern und Magazinen bestand – der spielerischen Offenheit und Weitsichtigkeit der Tracks ist das anzuhören. Die Platte ist also auch ein kleines Denkmal, das daran erinnert, wie wichtig die Förderung solcher Strukturen sein sollte.
Noho Ep: Turning The Crank