Eene, meene, miste, es rappelt in der Kiste… Dieser Abzählreim, den wir als spielende Kinder in den Berliner Hinterhöfen benutzten, ist auch – was viele gar nicht wissen – die kürzeste Definition der Musique concrète. In den meisten Fällen jedenfalls. Konkreter gesagt, verbirgt sich hinter dem Begriff die Kunst, mit auf Tonband aufgenommenen Klängen zu komponieren. Sie war auch vielfach das Ergebnis der Kompositionen der 1958 von Pierre Schaeffer initiierten Groupe de Recherches Musicales, die sich allgemeiner mit der Erforschung elektroakustischer Musik beschäftigte. Die Compilation »Musique Experimentale«, nicht nachträglich zusammengestellt, sondern in dieser Form 1962 veröffentlicht, ist eine Art Standortbestimmung dieser Forschung. Abgesehen von Luc Ferrari sind darauf aber nicht die üblichen Verdächtigen dieser Musik zu hören, also kein Bernard Parmegiani Guy Reibel François Bayle, auch keine Éliane Radigue. Stattdessen François-Bernard Mâche, Romuald Vandelle, Michel Philippot, und André Boucourechliev. Das macht die Schallplatte nicht schlechter, ganz im Gegenteil. »Ambiance II (Toast Funèbre)« von Michel Philippot ist eine Art Blaupause der Musique concrète, die sich immer als radiophone Kunst verstand, in der vom Wort, von der Poesie kommend, die Musik entwickelt wurde. Geräusche waren per definitionem schmückendes Beiwerk. »Tautologos II« von Luc Ferrari und »Volumes« von François-Bernard Mâche stützen meine Rappelkistentheorie. »Texte II« von André Boucourechliev, in der Dunkelnheit von Tropfsteinhöhlen angesiedelt, markiert einen frühen Übergang zur Synthesizermusik. Finders Keepers legt die Compilation »Musique Experimentale« über ihr Sublabel Cacophonic erstmals seit 1976 wieder auf.
Musique Experimentale