Review

Various Artists

minMAX

M-nus • 2013

Minus Records lassen sich seit 1998 nicht beirren. Minimalismus ist hier Hauspolitik, der kleinste gemeinsame Nenner, das Herzstück jeglicher Expedition. Das wirkt 15 Jahre später ein wenig wie ein indigenes Volk, das von der Außenwelt abgeschnitten ist. Es könnte auch etwas mit Klonung zu tun haben. All die Entwicklungen, welche die elektronische Szene in all den Jahren mehrfach zum ex- und implodieren brachten, hier sind sie spurlos vorübergeglitten. Höchstens der kleine Einschlag in Richtung der Subbässe könnte als minimale externe Zivilisationsspur verstanden werden. Selbst der Titel der Compilation ist eigentlich inzestiöses Recycling. 2006 erschien mit »min2Max« die bislang ausgiebigste Werkschau des Labels um Mastermind Richie Hawtin. Dennoch lassen die neuen Tracks Unterschiede erkennen. Der Sound ist insgesamt tiefer geworden, verträumter und sachter. Nostalgische Erinnerungen an die frühen 1990er Jahre lassen sich erahnen. Fast schwingt hier schon IDM mit, wie das gescholtene Kind noch in seiner Frühphase in den Händen von B12, Black Dog, Aphex Twin und Co. klang. An einigen (wenn auch wenigen) Stellen trauen sich Protagonisten sogar kleine Breakbeats. »minMax« ist dadurch ein wenig so, als würde man nach Jahren des Reisens nach Hause kommen. Es gibt zwar einen neuen Wintergarten, die Zimmer haben ein paar neue Accessoires und Gardinen. In ein bis zwei Zimmern gibt es gar einen Wanddurchbruch. Der Geruch ist jedoch immer noch der gleiche. Und irgendwie findet man sich noch immer blind in den Räumlichkeiten zurecht. Das einzige, was dabei nervt: Um alle Zimmer des Hauses zu betreten, muss ich immer wieder raus und durch eine neue Eingangstür rein. Von den zwölf CD-Titeln sind nur acht auf der Vinylversion vertreten. Auf letzterer finden sich wiederum drei zusätzliche Titel, die nur auf der Mixversion des CD-Release unterkommen und ein weiterer Track, der nur noch digital herunter geladen werden kann. So wird der geneigte Vinylfan sowohl die beiden wunderbaren, sphärischen Stücke von Hearthrob und Etapp Kyle verpassen, als auch die feinen Dancefloor-Killer von Barem und Mitsuo Nakazato. Das ist zwar ein cleveres Verkaufskonzept, war aber schon bei den vergangenen Compilations äußerst nervig und schlicht unsinnig.

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