Auch während der frühen Jahre von Hyperdub gehörte Urban Contemporary zum Mainstream-Grundrauschen, vor dem sich das Dubstep-Universum platzierte und entfaltete – die durch »Shell of Light« von Burials zweitem Album geisternden R&B-Schatten zeugen davon. Distanz ist auch noch in der Abstraktion jüngerer Juke-Produktionen wie DJ Rashads »Only One« zu spüren, in der die Melismen in einer Strobo-Gummizelle klemmen. Worauf man aber nicht unbedingt hoffen durfte: Dass eine neue Generation sich die R&B-Folie ganz persönlich aneignen und sie musikalisch erneuern würde, dass aus clubsound-geprägter elektronischer Beat-Science von Vocals getragenes Songwriting wachsen kann. Hyperdub, so zeigen die 14 Stücke (zur Hälfte neu) ihrer zweiten von vier diesjährigen Jubiläums-Zusammenstellungen, hatten in den letzten drei Jahren dafür ein offenes und sensibles Ohr. Dabei arbeiten viele Produzenten mit Features – Morgan Zarates überquellende Soul & Hiphop-Kreuzung »Sticks & Stones« fährt Eska und Ghostface Killa auf (und wunderbar baumelnden Groove); Fhloston Paradigms hypnotischer Flow vertraut auf die beschwörende Rachel Claudio (»Never Defeated«). Jessy Lanza (mit »5785021« und einem neuen Stück vertreten) oder Cooly G (der man kaum abnimmt, dass sie Verzahnungen von Beats und Stimme wie in »Obsessed« zwischen Tür und Angel aus dem Ärmel schüttelt) sind als Lead Artists eher die Ausnahme. Aber das funktioniert. Rhythmische Ausgefeiltheit und sinnliche Euphorie halten einander durchweg die Hand, von den eigenwilligen Rändern (Dean Blunt bzw. Kode9, jeweils mit Inga Copeland) bis hinauf zur zentralen, schwebenden Hymne im Hallen-Format (Zarates »Pusher Taker« mit Roses Gabor). Dazwischen DVAs luftiger Garage mit Zaki Ibrahims Jazz-Blues, Terror Danjahs tropische Nacht mit Meleka oder Ikonika, deren Elektro-Funk von »Mr Cake« auf Dâm-Funks Veredelung offenbar nur gewartet hat: Die Sommer-Compilation, auf die Hyperdub aus waren, ist ihnen rundum gelungen.
Burial
Streetlands EP
Hyperdub